Der erste getaktete Übergang

…der ist eine der hohen Künste des DJ’s. Optimal ist in den meisten Fällen ein Übergang zwischen den Tracks, die der Zuhörer als eine gelungene Verschmelzung wahr nimmt. Dies geht aber nur bei Tracks mit annähernd gleicher BPM-Zahl.

Die BPM’s

Beats per minute bzw. Takte pro Minute ist eine Angabe über die Geschwindigkeit eines Tracks, ähnlich den Kilometern pro Stunde beim Auto. Ein typischer Discofox liegt so um die 124 BPM. Normale Housemusik ist ebenfalls in dieser Geschwindigkeit angesiedelt. Bei vielen anderen Genres kann man die BPM nicht so pauschal beziffern. Wenn wir nun zwei Tracks miteinander taktgenau mixen wollen, müssen wir die Geschwindigkeit während des Übergangs perfekt angleichen. Dafür gibt es an alles DJ-CD-Playern und DJ-Plattenspielern einen Pitch-Fader. Dieser ist natürlich auch in jeder DJ-Softwarelösung mit enthalten. Ein guter DJ benötigt dafür auch keine Anzeige am Player, der ihm die BPM anzeigt – er “spielt” mit dem Pitchbend und hört, wie er den Pitchfader zu bewegen hat. Soweit möchte ich hier aber nicht gehen, da hier eigentlich NUR Übung und Erfahrung helfen kann. Für uns heißt das also erstmal, dass wir die Geschwindigkeit des ersten Tracks vom Display ablesen und die Geschwindigkeit des zweiten Players dann per Hand einstellen. Auch wenn mich jetzt viele DJ’s schlagen werden – aber in unserem Fall ist es auch völlig ok die SYNC-Taste zu betätigen.

Die Geschwindigkeiten der Tracks sollten aber nur um wenige BPM voneinander abweichen. Unter Umständen hilft es, beide Tracks ein wenig aufeinander zu zubewegen. Ein Unterschied von 10 BPM ist dann schon schwer an der Schmerzgrenze. Natürlich kann man auch größere Unterschiede überbrücken, aber da gehört eine gute Kenntnis über die Musik dazu um hier kein Leiern oder Überdrehen zu verursachen. Wenn Ihr den Pitchbereich des Pitchfaders einstellen könnt, dann versucht Einstellungen über 12% zu vermeiden. Je kleiner die Skala ist um so feiner ist die Auflösung der BPM.

BPM ist nicht alles – Takte zählen!

jetzt haben wir zwar die Geschwindigkeit angeglichen, aber das allein macht noch lange keinen sauberen Übergang. Vielleicht warst Du bei der Tanzschule…??? Du erinnerst Dich an den Walzer? Eins – Zwei – Tap – Eins – Zwei – Tap… Nicht schlecht, wenn Du das noch kennst. Das war welcher Takt? Ja, genau – ein 3/4-Takt. Im Bereich des DJing haben wir aber zu 99,9% mit einem 4/4-Takt zu tun. Also zählen wir EINS – zwei – drei – vier. Um das Zählen kommen wir quasi nicht herum. Selbst eine DJ-Software kann uns diese Arbeit nur sehr begrenzt abnehmen, da die Algorithmen sich öfters mal verzählen 😉 Wenn Du das nächste mal das Radio laufen hast, nimm Dir mal die Zeit und zähle mal bei verschiedenen Liedern die Takte mit. Der erste der vier Takte ist immer der starke Takt. Danach folgen immer drei leichtere Takte. Am besten hörst Du das bei deutschem Discofox bzw. modernem deutschen Schlager. Housemusik eignet sich auch prima dafür. Wenn es bei einem Lied mal nicht gleich klappt oder Ihr ständig aus dem Takt kommt, kann das aber auch andere Ursachen haben. Bei manchen Liedern gibt es Taktsprünge bzw. werden in bestimmten Passagen 2 Takte eingefügt. Verlasst Euch auch bitte nicht, dass ein Lied immer mit einer EINS beginnt.

Und nun zur Praxis: Wir packen etwas Housemusik in die Player. Wir suchen aber gezielt nach Tracks, die gleich mit einem vollen Takt beginnen und wenn möglich keine Vocals haben. Während nun der linke Player läuft, suchen wir uns im rechten Player den allerersten vollen Takt, mit dem wir beginnen wollen. Da wir die BPM angezeigt bekommen, stellen wir diese exakt so ein wie sie im linken Player bereits läuft. Wenn Ihr die Möglichkeit habt, drückt gerne die SYNC-Taste. Jetzt betätigen wir die CUE-Taste am rechten Player. Damit setzen wir einen sogenannten Cue-Punkt. Das erspart uns das erneute Suchen des ersten vollen Taktes. Der Linke Player läuft über Eure Boxen, der Rechte Player ist noch leise gedreht? ..er ist aber auf dem Kopfhörer zu hören sobald wir Play drücken? Perfekt. Wir zählen nun bei der aktuell laufenden Musik die Takte. Sehr vielen DJ’s hilft es wenn sie dazu mit dem Fuß wippen, andere deuten den Druck auf den START-Knopf an. Und ganz andere tanzen einfach dazu. Bist Du im Takt? EINS – zwei – drei – vier – EINS – zwei – drei – vier… Drücke in dem Moment wo Du EINS zählst beherzt auf den START-Knopf des rechten Players. Und? Im Kopfhörer läuft das neue Lied im selben Takt wie das vorhergehende Lied? Dann wäre das Dein kleiner Hauptgewinn für heute. Wenn nicht, drücke beim rechten Player NICHT die PAUSE- oder PLAY/PAUSE-Taste, sondern drücke auf CUE. Damit springst Du automatisch auf die von Dir gesetzte Anfangsmarke zurück. Und nächster Versuch… Takt finden und bei EINS auf die PLAY-Taste drücken. Wenn’s noch nicht geklappt hat, probiere es einfach noch ein paar Mal. Wenn es irgendwie gar nichts wird, überprüfe nochmal die BPM-Zahl der beiden Lieder. Wenn die Geschwindigkeit stimmt, aber es einfach nichts wird, versuche einfach ein anderes Lied.

Jetzt machen wir den Übergang

Nachdem wir das mit der Geschwindigkeit und dem Takt hinbekommen, versuchen wir mal das mit dem Übergang zwischen zwei Liedern.

Im linken Player läuft wieder unsere Housemusik und im rechten Player haben wir den CUE-Punkt auf den ersten vollen Takt markiert. Bei vielen House-Tracks ist am Ende ein Stück von 16, 32 oder noch mehr Takten, wo kaum noch Melodie zu hören ist und auch keine Vocals (in Radio-Edits fehlt das oder ist sehr kurz). Ihr zählt in Gedanken oder mit dem Fuß fleißig den Takt… Wenn diese besagte Stelle im Lied beginnt, macht Ihr Euch startklar und zieht den PLAY-Abzug durch, wenn Ihr das Gefühl habt, dass es stimmt. Wenn Ihr drin seit, zieht Ihr den Linefader des rechten Players hoch. Wann und wie schnell Ihr den Linefader hochzieht, ergibt sich früher oder später von selbst.

Ich mixe sehr häufig mit dem Setzen einer LOOP – einer Schleife. Während der linke Player noch läuft, suche ich ebenfalls meinen Einsatzpunkt im rechten Player, setzen wir einen CUE-Punkt, zählen die Takte ein und starten eine LOOP aus 4 Takten. Ich selbst arbeite meist mit 8 oder 16 Takten, aber hier reichen erstmal 4 Takte aus. Jetzt haben wir die Möglichkeit, die LOOP über den Pitchbend noch ein wenig in die richtige zu verschieben bis es exakt passt. Wenn sich nun das linke Lied dem Ende nähert sind wir bereits startklar und können gleich zu Beginn des Outro den Linefader des rechten Players hochziehen und bei Bedarf die LOOP rausnehmen und so das rechte Lied laufen lassen. Wie lange Ihr die Tracks synchron laufen lasst und wann Ihr den linken Linefader runterzieht, überlasse ich dabei Eurem Gefühl. Sinnvoll ist es dennoch den linken Player erst runterzuziehen wenn im rechten Player die Melodie bzw. die Vocals beginnen. Da probiert Ihr aber am besten ein wenig.

Man muss natürlich nicht immer bis zum Schluss warten bevor man das neue Lied startet. oft bietet es sich auch an, an einer passenden Stelle mitten im alten Lied den Linefader hochzuziehen und reinzugehen. Aber das ist dann die Sache mit der Kunst 😉

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